Waschbären aus Haus und Garten vertreiben
Rein äußerlich ist der kleine Waschbär mit seinem maskierten Gesicht, den langen Schnurrbarthaaren und den pelzigen Pfoten ein possierlicher Zeitgenosse. Dennoch darf man nicht vergessen, dass es sich hierbei um ein Wildtier handelt, das in Haus und Garten schnell und unbemerkt großen Schaden anrichten oder Anwohner und Haustiere infizieren kann.
Haben die kleinen Bären erst einmal eine reichhaltige Futterquelle im Garten oder einen Unterschlupf im Dachboden gefunden, können sie schnell zu einer echten Plage werden, die man meist nur schwer wieder dauerhaft loswird.
Zudem ist es durch das deutsche Jagdgesetz verboten, Waschbären mit Lebendfallen zu fangen und umzusiedeln oder sogar mit Schlagfallen zu töten. Hierbei würden Sie sich der Tierquälerei und Wilderei strafbar machen.
Experten empfehlen daher bereits präventiv Maßnahmen zu ergreifen und den Garten so unattraktiv wie möglich zu gestalten, sodass der kleine Wildbär gar nicht erst angelockt wird.
Wir erklären Ihnen im Folgenden, woran Sie erkennen, ob sich ein Waschbär im Dachboden eingenistet hat und geben Tipps, wie Sie die meist durch Menschenhand angelockten Wildtiere tierfreundlich verscheuchen und sich vor ihnen schützen.
Waschbären als Wildtiere in der Stadt
In den letzten Jahren lässt sich vermehrt beobachten, dass es immer mehr Wildtiere aus dem Wald raus und in urbane Gebiete lockt. Grund ist das reichhaltige Nahrungsangebot, das die kleinen Fellnasen in Städten vorfinden.
Während im Wald lange Perioden mit natürlicher Nahrungsmittelknappheit eintreten, findet der schlaue Waschbär in der Stadt alles, was er zum Leben braucht – und noch mehr! Seien es krabbelnde Insekten oder saftige Regenwürmer auf frisch gemähten Rasenflächen, überreifes Fallobst unter dem alten Baum, organische Speisereste auf dem Kompost oder im Mülleimer, Nassfutter im Futternapf der Nachbarskatze – der kleine Waschbär findet in Haus und Garten Futter im Überfluss.
Zudem lassen sich in dicht besiedelten Gebieten eine Vielzahl an Flucht- und Versteckmöglichkeiten finden. Die ausgezeichneten Kletterer erklimmen das Wohnhaus über das Regenfallrohr oder betreten den Wohnbereich über die Katzenklappe. Schnell finden Sie im Anschluss den Weg nach oben und nisten sich im Dachstuhl ein, wo sie die Dachisolierung anfressen und zum Nestbau nutzen.
Ist der Kleinbär erst einmal im Wohnbereich, wird man ihn kaum wieder dauerhaft los. Daher sollten Sie Präventivmaßnahmen treffen, wenn Sie in einem Gebiet wohnen, in dem Waschbären vermehrt vorkommen.
Aktuelle Verbreitungsgebiete
Auskunft über die aktuellen Verbreitungsgebiete des kleinen Raubtiers in Deutschland gibt Ihnen die sogenannte Jagdstrecke des Deutschen Jagdverbandes. Erstaunlich ist der rasante Anstieg der Populationsdichte in den vergangenen zehn Jahren: Während 1995 noch ca 3.350 Waschbären geschossen worden, sind es 2016 bereits fast 130.000 Tiere.
Vergleicht man die Zahlen auf Bundesland-Ebene, so fällt auf, dass in Hessen am meisten Waschbären anzutreffen waren: Hier wurden 2016 fast 27.800 Waschbären geschossen, knapp gefolgt von Brandenburg mit ca. 26.360 Tieren. Trotz großer freier Flächen werden in Süddeutschland nahezu keine Waschbären gesichtet. So wurden im letzten Jahr in Bayern gerade einmal ca. 1.650 und in Baden-Württemberg nur etwa 1.200 Tiere von Jägern erlegt.
Welche Schäden sind durch Waschbären zu befürchten?
Zur Erforschung der Lebensgewohnheiten der nachtaktiven Kleinbären wurde ein Projekt gestartet, in dem zahlreiche Tiere rund um Kassel gefangen und mit Peilsendern ausgerüstet wieder in die Freiheit entlassen wurden. Die Aufnahmen zeigten eindeutig, dass Waschbären mit großer Vorliebe in Baumhöhlen und Gebäuden schlafen.
Gebäudeschäden
Dies hat zur Folge, dass die geschickten Kletterer vermehrt nach Unterschlüpfen in warmen Dachböden suchen. Gerade die noch ungestümen, besonders neugierigen Jungtiere können hier große Schäden anrichten, indem sie die Dachisolierung zerstören und durch Urin und Kot die Räumlichkeiten unbenutzbar werden lassen. Solche Latrinen stellen einerseits eine Geruchsbelästigung dar, können aber auch andererseits zur gesundheitlichen Gefahr werden, da sie häufig mit Eiern des Waschbär-Spulwurmes infiziert sind.
Weiterhin kann es zu Ruhestörungen kommen, wenn die nachtaktiven Tiere ihr Versteck umgestalten und ausbauen. Häufig überprüfen die Muttertiere die Umgebung und knabbern Holzböden, Wände und Dachkonstruktionen an – schnell kann es hier zu teuren und schwerwiegenden Gebäudeschäden kommen.
Gartenschäden
Doch nicht nur im Inneren ist mit Schäden zu rechnen. Schon der regelmäßige Aufenthalt von Waschbären im Gartenbereich oder in Terrassennähe kann zu erheblichen Problemen führen: Müllsäcke werden aufgerissen und ausgeräumt, Mülltonnen umgeworfen, Beete umgegraben oder Pflanzkübel zerbrochen. Schlimmstenfalls müssen Gartenteichbesitzer befürchten, dass sich die kleinen Wildtiere an den im Teich lebenden Fischen zu schaffen machen.
Wenn Sie in einem Gebiet wohnen, in dem mit einer hohen Anzahl an Waschbären zu rechnen ist, sollten Sie daher in regelmäßigen Abständen das Dach auf Schlupflöcher, etwa auch verschobene Dachziegel, hin überprüfen und sofort Gegenmaßnahmen einleiten. Ebenso gilt es, den Garten mit tierfreundlichen Vergrämungsmitteln optimal vorzubereiten und so bärensicher zu gestalten.
Waschbären nicht füttern
Der Waschbär ist ein Allesfresser mit einer Vorliebe für Fisch, Fleisch, überreifes Obst sowie Milchprodukte und Brot. Wenn Sie den gefräßigen Kleinbären aus Ihrem Garten fernhalten wollen, müssen Sie es vermeiden, organische Lebensmittel auf einen offenen Komposthaufen zu legen. Nutzen Sie alternativ verschlossene Schnellkomposter, um hochwertigen Humus zu erzeugen.
Auch die Mülltonnen stellen Waschbären vor keine große Herausforderung: Die Deckel werden schnell und einfach hochgeklappt und die Inhalte ausgeräumt, sogar, wenn Sie Mülltüten nutzen. Versuchen Sie auch hier, den Tieren den Zugang zu erschweren. Verschließen Sie die Tonnen, indem Sie den Deckel mithilfe eines Spanngummis fest am Behälter anbinden oder einen größeren Stein auflegen. Zudem sollte der Mülleimer nicht über einen Zaun, eine Mauer oder Äste zu erklimmen sein.
Tipp: Wenn Sie gelbe Säcke nutzen, sollten diese erst morgens vor die Haustüre gestellt werden. Bei einer Waschbärenplage empfehlen Experten, den Müll in einem doppelten Müllsack zu entsorgen, um die Geruchsbildung zu minimieren und so deutlich weniger Waschbären anzulocken. Doch nicht nur Abfälle locken Waschbären an. Viele Menschen stellen einen Futternapf mit Nassfutter für Katzen auf die Terrasse, um die domestizierten Tiger des Nachbarn anzulocken.
Doch gerade eine solche Futterquelle wird gerne von hungrigen Waschbären angenommen – morgens lässt sich nicht nachvollziehen, ob die Nachbarskatze den Napf geleert hat, oder ein Waschbär. Dieser merkt sich, dass er hier leicht an leckere Nahrung kommt und kehrt somit immer wieder. Dasselbe gilt für Igel- und Vogelfutter.
Übrigens: Überreifes Fallobst lockt nicht nur Wespen an, sondern wird auch gerne von gefräßigen Waschbären angenommen. Sobald Obst vom Ast abfällt und am Boden liegt, sollten Sie die Früchte von dort entfernen, bevor ein Wildtier sie entdeckt.
Hausfassade absichern
Waschbären sind hervorragende Kletterer und suchen sich ihre Verstecke im Wald gerne hoch oben in Baumhöhlen. Hier sind sie vor Fressfeinden geschützt und haben einen guten Überblick.
Ihre Fähigkeit, steile Wände zu erklimmen, nutzen sie auch gerne in urbanen Ballungsgebieten: An dem Regenfallrohr können die kleinen Waschbären mühelos hochklettern, bis sie auf dem Hausdach sind. Hier benötigen sie nicht einmal eine Schwachstelle – sie heben die Dachziegel einfach an und schlüpfen hinein.
Präventiv empfiehlt es sich, eine glatte Blechmanschette mit den Maßen 1x1 Meter über dem Fallrohr der Regenrinne anzubringen. Diese Barriere können die kleinen Waschbären nicht überwinden. Zudem ist es wichtig, an das Haus heranreichende Äste und Hecken zu stutzen und von einer Fassadenbegrünung abzusehen, denn auch ausreichend stabile pflanzliche Strukturen werden gerne als Kletterhilfe genutzt.
Typische Einstiegsquellen zum Haus sind zudem der Schornstein und die Katzenklappe: Bringen Sie ein stabiles Gitter am Schornstein an und setzen Sie eine Katzenklappe mit Sensor ein, sodass nur Ihre Katze mit passendem Halsband das Haus betreten kann.
Waschbärabwehr im Garten
Da es Menschen ohne Jagderlaubnis grundsätzlich gesetzlich verboten ist, Waschbären gezielt zu fangen und umzusiedeln, empfehlen Experten eine bewusste Gartengestaltung, die Waschbären von einer Ansiedlung abhält.
Wenn Sie sich zunächst unsicher sind, ob Pflanzenschäden, umgestoßene Blumentöpfe oder angefressene Stuhlkissen von Waschbären verursacht wurden, können Sie um Beete und Terrassen eine breite Sandspur streuen. Sollten Sie am nächsten Tag die charakteristischen Pfotenabdrücke entdecken, war nachts ein Waschbär im Garten unterwegs. Mit den Aufnahmen einer strategisch klug positionierten Wildkamera können Sie Ihren Verdacht bestätigen.
Wenn Sie in einem Gebiet wohnen, in dem viele Wildtiere unterwegs sind, sollten Sie zudem offene Futterstellen für Vögel und Eichhörnchen meiden. Hier finden Waschbären leckeres Kraftfutter – auch Eichhörnchen-Futterplätze mit zusätzlicher Klappe können den intelligenten Waschbären nicht abhalten.
Wenn Sie die lästigen Tiere durch die oben genannten Maßnahmen einfach nicht loswerden, können Sie über den Einsatz von elektrischen Zäunen nachdenken. Das zahlt sich insbesondere aus, wenn durch die Bedrohung ganzer Ernten ein großer wirtschaftlicher Schaden droht oder wenn Sie die Fische in Ihrem Teich vor natürlichen Feinden schützen möchten. Auch Ultraschall-Vergrämer wirken wahre Wunder, da die Tiere sich durch das für Menschen nicht hörbare Geräusch gestört fühlen und nach einem alternativen Platz zum Futtern und Schlafen suchen.
Tipp: Experten empfehlen Geräte ab 100db Schalldruck (Laustärke) und mit einer Frequenz zwischen 20 und 40kHz für die Waschbärabwehr.
Waschbären als Krankheitsüberträger
Kleinbären stellen nicht nur eine Bedrohung für die heimische Tierwelt dar, indem sie bodennistende Kleintiere fressen, sondern können auch für Haustiere und sogar den Menschen sehr gefährlich werden.
In Nordamerika sind viele Probleme in Zusammenhang mit der Wäschbär-Tollwut bekannt. In Deutschland sind bisher nur wenige Fälle gemeldet. Dennoch sollten Sie Ihre Haustiere gegen Tollwut und Staupe impfen lassen.
Weiterhin beherbergen wilde Waschbären häufig eine Vielzahl an Parasiten. Besonders gefährlich ist der Waschbär-Spulwurm, dessen Eier im Waschbär-Kot zu finden sind und der auch bei Menschen schwere Symptome auslösen kann. Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, sollte die Latrine, also die Stelle, die von vielen Tieren als "Toilette" benutzt wird, regelmäßig mit reichlich Seifenwasser gereinigt werden.
Waschbär-Latrine richtig reinigen
Tragen Sie zur Latrinenreinigung Einweghandschuhe, Überschuhe und einen Mundschutz. Kontaminiertes Material wird in einem reißfesten Müllsack entsorgt. Mit Seifenwasser und einem Einwegschwamm wird der gesamte Bereich gründlich gereinigt. Übergießen Sie abschließend die kontaminierte Stelle mit kochendem Wasser oder behandeln Sie sie mit einem Dachdecker-Gasbrenner, um letzte Keime oder Parasiten abzutöten.
Entsorgen Sie alle Einwegartikel und waschen Sie die getragene Kleidung möglichst heiß. Halten Sie Kleinkinder und Haustiere von diesem Ort fern.
Waschbär bekämpfen – was ist erlaubt?
Waschbären galten lange Zeit als schützenswert. Heutzutage zählen Sie in Deutschland jedoch zum jagbaren Wild, was bedeutet, dass lediglich Jagdausübungsberechtigte ihnen nachstellen dürfen. Dabei sind bundeslandspezifische Schonzeiten zu beachten, so darf der Waschbär etwa in Nordrhein-Westfalen vom 16. Juli bis zum 31. März bejagt werden, Jungtiere generell ganzjährig. Alttiere mit Nachwuchs dürfen hingegen gar nicht erlegt werden.
Übrigens: Die derzeitige Waschbärenbejagung hat keinen bestandsreduzierenden Einfluss, da die Bestandszahl parallel zur Jagdstrecke ansteigt.
Für Menschen ohne Jagdschein gibt es keine Möglichkeit der gezielten Waschbärbekämpfung. Der Einsatz von Lebend-, als auch Todesfallen ist gesetzlich verboten. Bei Missbrauch machen Sie sich wegen Wilderei und Tierquälerei strafbar. Zudem reagieren in die Enge getriebene Waschbären häufig stark aggressiv – ein Biss kann die gefährliche Tollwut übertragen.
Experten empfehlen Hausbewohnern daher auf eine gezielte, abschreckend wirkende Gartengestaltung zu setzen.
Waschbärjungtier gefunden – was tun?
Wenn Sie einen jungen Waschbären in freier Natur finden, sollten Sie zunächst aus einiger Entfernung beobachten, ob das Tier hilfsbedürftig ist. Generell ist ein einsames Jungtier nicht auch automatisch verlassen worden, mitunter ist die Mutter gerade auf Nahrungssuche und wird in wenigen Stunden wiederkommen.
Falls es sehr kalt ist, häufig wirft die Waschbärenmutter im zeitigen Frühjahr, und das Jungtier eindeutig geschwächt oder sogar krank wirkt, können Sie sich dem Tier vorsichtig mit Handschuhen nähern und ihm Schutz bieten, indem Sie es in einen trockenen Karton legen. Falls nötig können Sie eine Wärmflasche oder eine mit warmem Wasser gefüllte PET-Flasche hinzulegen. Kontrollieren Sie nach einigen Stunden, ob das Tier von seiner Mutter abgeholt wurde.
Achtung: Jungtiere mit noch geschlossenen Augen können nicht mehrere Stunden im Kalten ohne Mutter überleben. Bitte umgehend den Jäger der Gemeinde informieren, der das Tier in eine Wildtierauffangstation bringt.
Auch wenn Waschbärbabys niedlich aussehen, können Sie gefährliche Krankheiten an den Menschen und Haustiere übertragen, etwa Tollwut, Parvovirose oder Staupe. Auch Flöhe und Zecken können eingeschleppt werden.
Das Mitnehmen von Waschbären, egal, ob lebend oder krank oder tot, ist eine Straftat – hier würden Sie sich der Wilderei schuldig machen. Bitte kontaktieren Sie bei Bedenken immer den Jagdpächter. Dieser kann Ihnen bei Bedarf das Recht aussprechen, das Tier aufzunehmen und zu pflegen.
Waschbären sind Wildtiere und sollen auch welche bleiben. Hier gilt: Durch ein umsichtiges Verhalten können Mensch und Waschbär erfolgreich und friedlich neben- und miteinander leben. Dennoch sollten Haus und Garten bestmöglich vor einem Waschbärenbefall geschützt werden, sodass die Tiere wieder vermehrt ihren Lebensraum in der Natur und den natürlichen Wäldern suchen und finden.